Wenn sich jemand wundert, warum es hier in den vergangenen Tagen so ruhig war: Ich schließe gerade drei von vier laufenden Projekten ab, bis Pfingsten bin ich ziemlich eingespannt. Aktuell liegt gerade die Expertise zu Onlinespielen in ihren letzten Bearbeitungszügen – und da passte es ganz gut, dass heute im Hamburger Programmkino Abaton der Film „Ben-X“ Vorpremiere hatte. Darin geht es um einen Teenager mit Asperger-Syndrom, der von seinen Mitschülern gemobbt wird und Zuflucht in einem Online-Rollenspiel („Archlord„) sucht. Frohgemut und um Ablenkung bemüht sah ich mir mit ein paar Kollegen vom HBI den Film an – und war recht enttäuscht, denn im Grunde handelt es sich um einen Film über Mobbing, meinetwegen noch um einen Film über das Asperger-Syndrom, aber das Onlinespiel hatte keinen weitergehenden Stellenwert für die Handlung. Zwar gab es einige ganz nette Effekte, die mit dem Transfer von Handlungsmustern und Ästhetik aus dem Spiel in die reale Welt arbeiteten ((Z.B. wählte die Hauptfigur, wenn sie sich bedroht fühlte, aus einem eingeblendeten item-Menü eine reale Waffe aus)), und verschiedene Szenen waren eigens im Onlinespiel gedreht worden, aber das war’s schon. An der grundlegenden Geschichte des Films hätte es nichts geändert, wenn die Hauptfigur Briefschach gespielt hätte. Nun ja.
Um aber noch etwas positives zu sagen: Der Regisseur war zur Vorpremiere anwesend und erzählte ein paar nette Anekdoten – darunter die von den Dreharbeiten innerhalb des Onlinespiels, die ganz wie im echten Leben Schaulustige anlockte. Ein Crewmitglied war extra für „crowd control“ abgestellt und musste dafür sorgen, dass keine anderen Avatare ins Bild liefen. Irgendwie eine lustige Vorstellung, wie ein neugieriger Autogrammjäger auf einmal hinterrücks von einem machtvollen Zauberspruch paralysiert wird, bevor er die Schlüsselszene zwischen Krieger und Heilerin stört….