Schon seit längerer Zeit ist mir bewusst, dass dieses Blog immer mehr zu einer quasi-statischen Visitenkarte meiner wissenschaftlichen Aktivitäten und Interessen geworden ist. Neue Einträge (und daran anschließende Kommentare), gerne auch mal zu „work in progress“ oder zu interessanten Aufsätzen oder Büchern von Kolleg/innen, sind selten geworden, ohne dass ich das bewusst so entschieden hätte. Zu einem großen Teil liegt das daran, dass für mich (und andere) inzwischen Twitter zum Ort geworden ist, wo solche Konversationen stattfinden. Zu einem kleineren Teil liegt es auch am Zeitmangel, dass ich nur noch selten hier neue Beiträge blogge.
Irgendwann um den Jahreswechsel kam mir eine Idee, wie ich dieser Entwicklung – die ich durchaus schade finde – begegnen könnte: Ich will dieses Jahr versuchen, jeden Monat einen Eintrag zu posten, in dem ich schildere, was mich gerade beschäftigt. An welchen Projekten arbeite ich gerade, was steht so an, was nehme ich mir als Lektüre für den Heimweg in der S-Bahn mit? Es geht also um den Einblick, in welchen Vorhaben ich gerade gedanklich und ganz praktisch stecke, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder komplette Transparenz, aber auch ohne den Druck, abgeschlossene Gedankengänge oder gar ganze Projekte zusammenfassen zu müssen.
Ich habe dazu vorab 12 Einträge in WordPress angelegt, die nacheinander am 15. eines jeden Monats erscheinen werden – und ich hoffe, dass ich daran denke und mir Zeit nehme, diese Einträge jeweils kurz vorher auch zu befüllen… wenn nicht, wird halt ein leerer Eintrag erscheinen, und meine geneigte Leserschaft kann mich verhöhnen, aufmuntern, anfeuern oder durch demonstratives Schweigen strafen.
Soviel zur Vorrede, hier die erste Folge von „Mittendrin zur Monatsmitte“. Was beschäftigt mich heute, am 13.1.2015 2016 [Datum des Verfassens] denn so in meiner Arbeit?
Ende Januar sind zwei Publikationen fällig, die sich bereits in den letzten Wochen immer wieder auf meinem Schreibtisch breit gemacht haben (durchaus wörtlich zu verstehen, weil ich zu beiden Texten Literaturstapel gesichtet, sortiert und abgearbeitet habe):
- Mit Gustavo Mesch (Haifa University) schreibe ich ein Paper zum Thema „Self-Disclosure on Facebook“, in dem wir für Deutschland und Israel vergleichend untersuchen, welche Rolle individuelle Normen und wahrgenommene Gruppennormen für die Preisgabe persönlicher Informationen auf Facebook spielen. Wir reichen das Paper in Reaktion auf einen call for papers für eine Special Issue im Journal „Cyberpsychology“ ein, weswegen es auch eine harte Deadline gibt.
- Der zweite Text wird eine Expertise zum Thema „Soziale Medien als Intermediäre in der Wissenschaftsberichterstattung“, die ich für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften verfasse. Die Expertise ist Teil eines größeren Projekts zur Rolle sozialer Medien in der Wissenschaftskommunikation. Es ist schon vereinbart, dass ich im Februar auch auf einem eigens dafür eingerichteten Blog einige Thesen vorstelle; dazu mehr in 2-3 Wochen.
Diese beiden Publikationen beschäftigen mich im Moment gedanklich recht stark. Hinzu kommt ein Projekt, das mit Jahresbeginn langsam angelaufen ist und in den kommenden Wochen und Monaten Fahrt aufnehmen wird:
- „die medienanstalten„, also die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten, hatten Ende 2015 ein Projekt zur Rolle von Online-Intermediären in Meinungsbildungsprozessen ausgeschrieben; der Antrag von Uwe Hasebrink, Lisa Merten und mir wurde erfreulicherweise ausgewählt, und so werden wir drei uns also im Jahr 2016 damit befassen, dieses Thema in einer Reihe von Gruppendiskussionen und vertiefenden Einzelinterviews empirisch näher zu beleuchten (siehe auch hier). Die Chance, dass dieses Projekt in kommenden „mittendrin zur Monatsmitte“-Folgen auftaucht, ist also recht groß…
Daneben gibt es natürlich noch eine ganze Reihe anderer kleiner und größerer to do’s und Termine; so ist z.B. diese Woche noch eine turnusmäßige Betriebsrat-Sitzung des HBI angesetzt, und wir haben, wie jede Woche, eine Redaktionssitzung der Zeitschrift „Medien & Kommunikationswissenschaft“. Hinzu kommen einige meetings mit Kolleg/innen und studentischen Mitarbeiter/innen zu ganz unterschiedlichen Themen, eine längere Sitzung mit Michael Brüggemann von der Uni Hamburg, um mit zwei Master-Studentinnen deren Abschlussarbeiten zu besprechen, und zwei Interviewtermine zur Rolle sozialer Medien in der öffentlichen Diskussion rund um „Silvester in Köln & die Folgen“.
Und was habe ich mir als Lektüre für meine tägliche S-Bahn-Pendelstrecke (knapp 20 Minuten one way) eingesteckt? U.a. den Text „The Internet of Things: Network and Security Architecture“ [.pdf], der im aktuellen „Internet Protocol Journal“ erschienen ist.
Hi, wäre nicht „Mittendrin zur Monatsmitte“. Was beschäftigt mich heute, am 13.1.2016 [Datum des Verfassens] …“ NOCH sinnvoller? Gruß J.
Hmm, in der Tat; ich will ja auch nicht fälschlicherweise den Eindruck erwecken, mir letztes Jahr schon so ausführliche Gedanken über diesen Monat gemacht zu haben… ist korrigiert! :-)