Das Online-Journal kommunikation@gesellschaft, in dessen Herausgeberteam ich sitze, plant eine Sonderausgabe zum Themenkomplex „Algorithmen, Kommunikation & Gesellschaft“. Neben Christian Stegbauer, Nils Zurawski und mir wird auch Katharina Kinder-Kurlanda dieses Projekt als Gast-Herausgeberin mit betreuen, was mich sehr freut! Unten habe ich mal die inhaltlichen Teile des Calls angehängt; die vollständige Ausschreibung inkl. der Fristen findet sich als .pdf auf unserer Homepage. Wir freuen uns auf viele interessante Einreichungen (erste Frist: 1-2 Seiten abstract bis 30.6.2016).
Die Durchdringung unserer Gesellschaft mit digitalen Technologien führt dazu, dass soziales Handeln in wachsendem Maße mit Algorithmen verschränkt ist, also mit Software-Prozeduren, die digitale Daten erheben, verarbeiten und ausgeben. Diese Entwicklung macht auch vor Kommunikation nicht halt: Algorithmische Medien bringen Kommunikationspartner zusammen und konstituieren Öffentlichkeiten; sie filtern Daten, Informationen und Inhalte, bündeln sie und verbreiten sie; sie machen Kommunikationsprozesse nachvollziehbar, durchsuchbar und überwachbar. Zugleich lassen sie die Grenzen zwischen den einstmals separaten Kommunikationsmodi der massenmedial-publizistischen Kommunikation und der interpersonalen Kommunikation verschwimmen und schaffen neue, hybride Modi. Verschiedene Akteure sind am Entstehen und der Instandhaltung algorithmischer Medien beteiligt, die oft Teil komplexer und global vernetzter technischer Systeme sind und gleichzeitig neue Formen der Mensch-Computer-Interaktion nahelegen, mit denen sich Akteure wiederum auf unterschiedliche Weise auseinandersetzen.
Während die Informatik eine lange Tradition der Entwicklung und Evaluation algorithmischer Medien hat, kommt die sozial- und kulturwissenschaftliche Reflexion dieser Entwicklungen erst langsam in Fahrt: Welche Auswirkungen hat eine durch Algorithmen geprägte Kommunikation auf gesellschaftliche Strukturen und alltägliche Praktiken? Inwiefern sind die Algorithmen, ihre Parameter und ihre Rolle in umfassenderen soziotechnischen Systeme selbst Ergebnis von sozialem, kommunikativem Handeln? Und mit welchen Methoden kann eine (weit verstandene) sozialwissenschaftliche Perspektive diese Phänomene und Prozesse untersuchen?
Für eine Sonderausgabe des interdisziplinär-sozialwissenschaftlichen Online-Journals kommunikation@gesellschaft suchen wir „klassische“ Journal-Beiträge genauso wie Essays, Forschungsnotizen oder andere kritisch-reflektierende Analysen zum Themenkomplex “Algorithmen, Kommunikation, Gesellschaft”. Die folgenden Stichworte geben Hinweise auf mögliche Themen und Fragestellungen, ohne Beiträge zu darüber hinausgehenden Aspekten auszuschließen, sofern sie sich in das Oberthema einordnen lassen:
Algorithmen und soziale Interaktion
- Welche Annahmen über Akteure und ihre Beziehungen sind in Algorithmen eingeschrieben? Wie wirken sie sich auf Interaktionen aus?
- Welche neuen Möglichkeiten der Interaktion mit oder des ‘Sich-Zunutze-Machens’ von Algorithmen lassen sich beobachten?
- Wie gestalten Menschen ihren Arbeits-, Spiele- oder Kommunikationsalltag in und mit algorithmischen Medien?
Algorithmische Öffentlichkeiten
- Steigern algorithmische Medien die Vielfalt oder fördern sie Filterblasen und Echokammern?
- Welchen Einfluss hat algorithmische Selektion auf individuelle wie gesellschaftliche Informiertheit, Meinungsbildung, Partizipation?
- Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten kennzeichnen algorithmische vs. journalistische Vermittlung und Kuratierung von Inhalten?
Algorithmen & Beobachtung, Monitoring, Kontrolle, Surveillance
- Auf welche Weise unterstützen algorithmische Medien die Beobachtung des Selbst und der Welt?
- Welche Rolle spielen algorithmische Medien in Regimes der Kontrolle und Überwachung?
- Wie gehen Akteure in verschiedenen Situationen damit um, dass sie Teil algorithmischer Prozesse der Beobachtung, Sortierung und Messung sind?
Die kommunikative Konstruktion von Algorithmen
- Wie verlaufen öffentliche Diskurse über Algorithmen?
- Welche Akteurskonstellationen und kommunikativen Figurationen schaffen und platzieren Algorithmen als Teil umfassenderer soziotechnische Systeme?
- Was kann oder sollte eine “Ethik der Algorithmen” auszeichnen?
Zugänge und Methoden einer sozialwissenschaftlichen „Algorithmenforschung“
- Lässt sich das gegenwärtige Feld der sozialwissenschaftlichen Algorithmenforschung kartieren? Welche Disziplinen, Theorien, Methoden dominieren?
- Ist “der Algorithmus” ein angemessenes Erkenntnisobjekt? Wie lassen sich algorithmische Macht und situative Kontingenz analytisch in Einklang bringen?
- Lassen sich etablierte sozialwissenschaftliche Methoden umstandslos auf die Analyse algorithmischer Medien übertragen, oder braucht es angepasste oder gar neue Methoden?
Guten Tag,
ist das Sonderheft schon erschienen? Leider funktionieren sowohl die alte, sowohl die neue Homepage gerade nicht.
Beste Grüße,
K. Wegner
Im Moment (Anang Februar) sind die Texte zur Überarbeitung bei den Autor/innen. Wir peilen an, im Frühjahr mit der Sonderausgabe zu erscheinen.